Slow Food: Nachhaltige Esskultur – so geht’s!

Nov 24, 2020Lebensstil

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie Slow Food hören? „Der Begriff umschreibt den Gegensatz von Fast Food.“ Und damit liegen Sie gar nicht so verkehrt. Die Slow Food Bewegung ist das Pendant zum Fast Food Boom. Es geht um bewusstes Kochen und bewusstes Konsumieren. Regional, saisonal, gut und nachhaltig.

Bei Slow Food geht es darum, das eigene Essen zu schätzen. Statt billige massenproduzierte Lebensmittel und Produkte zu konsumieren, die teilweise aus Ländern auf der anderen Seite der Welt stammen, soll Essen (wieder) geschätzt werden. Rufen wir uns erneut ins Bewusstsein: Was essen wir und wie essen wir es?

Essen als Bewegung: ein kurzer geschichtlicher Exkurs 

Slow Food wurde von einer Non-Profit-Organisation (gegründet 1986 vom Italiener Carlo Petrini) geprägt. Der aus Italien stammenden Bewegung geht es dabei primär um die Erhaltung der regionalen Küche. Es geht um das Kochen mit heimischen Pflanzen und lokalen Produkten wie beispielsweise Fleisch und Milchprodukte aus der Region. 

Heute ist die Bewegung weltweit tätig, “Gut, sauber, fair” ist das Motto. Es geht um eine Welt, in der jeder Zugang zu gesundem und nachhaltig produzierten Essen hat. Es geht dabei nicht nur um ein gesundes Leben, sondern vielmehr um einen ethischen Ansatz des Essens.

What’s on your plate?

Denken Sie einmal an die letzte Mahlzeit, die Sie gegessen haben. Wissen Sie genau, woher die Zutaten kamen? Welches Fleisch verwendet wurde? Wie die Tiere gefüttert wurden? Selbst in der EU ist es nicht einfach, diese Fragen mit Sicherheit zu beantworten. 

In der EU müssen die verkauften Lebensmittel mit dem Herkunftsland gelabelt werden. Dazu gehören Lebensmittel wie frische oder vorverpackte Produkte. Das ist schon ein guter Schritt, allerdings bedeutet dies nicht zwingend, dass alle Zutaten auch aus diesem Land kommen. Es ist nicht verpflichten, darüber aufzuklären, woher die einzelnen Zutaten wirklich kommen. Lieferketten sind für den Endverbraucher somit leider schwer nachvollziehbar. 

Ein Beispiel: Ein Soja-Jogurt wurde in Deutschland produziert. Darauf ist verzeichnet, dass die Sojabohnen aus der EU kommen. Jedoch gibt es keine weiteren Informationen. Es ist nicht klar, ob die Bohnen nachhaltig produziert wurden, die Lieferketten “ethisch” sind und ob beim Anbau beispielsweise mit Pestiziden gearbeitet wurde. Das Herausfinden dieser Informationen gleicht einer Detektivarbeit.

Versuchen Sie stattdessen auf Produkte zurückzugreifen, die aus Ihrer Umgebung kommen: lokale und saisonale Produkte. Das ist natürlich nicht immer möglich. Im Supermarkt können Sie stattdessen darauf achten, dass es eine klare Angabe zur Herkunft gibt oder Sie Produkte von Marken kaufen, von denen Sie wissen, dass diese ethisch und fair produzieren.  

Unterstützen Sie Ihre lokalen Hersteller 

Lokal und klein ist oft die bessere Alternative. Kaufen Sie so viel wie möglich vom lokalen Händler. Das kann der kleine Hofladen im Dorf sein oder der Stand auf dem Wochenmarkt. Die Möglichkeiten sind mittlerweile groß, denn mehr und mehr Menschen achten auf nachhaltige Produktion, die Nachfrage steigt.

Produkte aus kleineren Shops haben außerdem oft den Vorteil, dass sie weniger Zusatzstoffe beinhalten, als Produkte im großen Supermarkt, denn Haltbarkeitsdaten müssen nicht künstlich verlängert werden.

Saisonal essen ist die bessere Alternative 

Die Globalisierung hat in den letzten Jahren viel Fortschritt mit sich gebracht. Aber sie bringt auch viele neue Missstände zum Vorschein. So werden beispielsweise ganzjährig exotische Produkte in den Regalen der Supermärkte verkauft. Über die Wege, die sie zurückgelegt haben und wo genau sie herkommen, machen sich die wenigsten Verbraucher wirklich Gedanken. Oft werden Früchte – unabhängig von der Saison – künstlich in Energie fressenden Gewächshäusern gezüchtet.

Saisonal essen ist somit ein großer Schritt in die richtige Richtung. Denn jede Jahreszeit hat etwas in petto: In Mitteleuropa sind das im Sommer die Beeren, Äpfel und Pflaumen. Im Herbst greifen bewusste Käufer auf Gemüse wie Kohl und Rote Beete zurück. Die Möglichkeiten sind vielseitiger, als man denken mag.

Indem Sie dem natürlichen Wachstumszyklus von Obst und Gemüse mehr Aufmerksamkeit schenken, können Sie sicherstellen, dass ihre Produktion so nachhaltig wie möglich verlief. Und Sie können neue Obst- und Gemüsesorten für sich entdecken, an die Sie sonst vielleicht nicht gedacht hätten.  

Wer selbst kocht, kocht oft gesünder  

Slow Food bedeutet meist auch: selber kochen. Das bringt eine Vielzahl von Vorteilen mit sich: Wir wissen, welche Zutaten verwendet werden und woher sie kommen. Außerdem können wir selbst entscheiden, welche Qualität die Zutaten haben und unseren Fokus darauf legen, lokal und saisonal zu kaufen. 

Indem wir selbst kochen, kochen wir meist automatisch gesünder. Viele der vorverpackten und verarbeiteten Lebensmittel enthalten (zu) viel Salz und Zucker. Sie enthalten oft Zusatzstoffe, Konservierungsmittel und Lebensmittelfarbstoffe, die in großen Mengen gesundheitsschädlich sein können.

Versuchen Sie, Ihr Fleisch ohne Marinade und Ihre Bohnen ohne die fertige Sauce zu kaufen. Schneiden Sie eine Kartoffel in Stücke und machen Sie Ihre eigenen Kartoffelchips im Ofen, anstatt ein stark verarbeitetes Fertigprodukt zu kaufen.

Sie kochen nicht gern? Kein Problem! Bestellen Sie Ihr Essen in kleinen Restaurants, die saisonal und mit regionalen Produkten kochen.

Fangen Sie mit kleinen Schritten an! 

All diese Hinweise und Ideen können auf den ersten Blick überfordernd wirken. Aber keine Sorge! Fangen Sie klein an und finden Sie sich nach und nach in den neuen Lifestyle ein. Es kann ein paar Monate dauern, bis neue Gewohnheiten zur Routine werden. Wenn Sie also heute zufällig eine Tiefkühlmahlzeit gekauft haben, weil Sie länger arbeiten mussten, ist das natürlich völlig in Ordnung.    

Solange Sie sich bemühen, Ihre Ess- und Einkaufsgewohnheiten jeden Tag ein wenig zu ändern, werden Sie auf lange Sicht einen Teil zur Verbesserung Ihrer Ernährungsgewohnheiten beitragen.

 

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